Für die online-Diskussionsrunde am 15. Dezember konnten wir mit Dr. Herbert Wurster einen herausragenden, hochdekorierten bayrischen Historiker gewinnen. In seinen knapp 40 Jahren als Archivar des Diözesanarchivs Passau, das er ab 1993 bis zu seiner Pensionierung 2019 auch über ein Viertel Jahrhundert leitete, schrieb er auch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zum Bistum Passau, seinen Bischöfen, sowie zur Geschichte dieses riesigen zur Diözese Passau einst gehörigen bayrisch-österreichischen Raumes. Zum Thema in seinen eigenen Worten:

„Der Vortrag gibt zum ersten Mal einen Gesamtüberblick über den großen Bestand an Mirakelbüchern im jetzigen Bistum Passau. Die Mirakelbücher setzten im späten Mittelalter ein und werden vereinzelt noch heute geführt. An beliebten Wallfahrten wurden sie schon früh gedruckt, oft durch die Jahrhunderte; in kleineren Wallfahrtsorten werden sie regelmäßig nur als Handschriften überliefert. Sie dokumentieren die Anliegen der Wallfahrer, oft auch deren Namen und Herkunftsorte. Ebenso geben sie Auskunft über den Alltag, die Unfälle und Katastrophen, die Krankheiten und Seuchen, die Greueltaten der Kriege, die Mobilität der Menschen, die oft weit wallfahrteten, etc. Dadurch werden die Mirakelbücher eine wertvolle Quelle für die Familiengeschichte, eingebettet in die Kirchengeschichte und die „große“ Geschichte. Aber sie stellen auch ein – noch nicht von der Wissenschaft rezipiertes - Zeugnis für die Mentalitätsgeschichte dar: Sie zeigen auch die aufwühlenden Emotionen der Votanten, die mit einem Stoßgebet den Schock bei Unfällen etc. überwanden und ebenso überwanden sie vertrauensvoll die depressive Phase ihrer langen Leidenszeit. Außerdem geben sie Einblick in die mündliche Kommunikationsgeschichte, denn die Mirakelberichte sind of-fenbar geprägt vom mündlichen Erzählen der Votanten.“

Hören und schauen Sie sich das am 15.12.2023 von 19:00 bis 20:00 Uhr wie gewohnt über Zoom an und diskutieren Sie mit!

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